INDONESIEN

Von der alltäglichen Arbeit für eine Tasse Kaffee

Über die Menschen, den Kaffeeanbau und den Umweltschutz in West-Java

Die Menschen auf Java geben allen Dingen einen Namen. Und alles, was einen Namen hat, hat auch eine Bedeutung und verdient deshalb Beachtung. Jedes Lebewesen, jede Pflanze, jeder Ort. So ist der Respekt vor der Natur den Menschen dort nicht antrainiert, sondern in der Kultur der Javaner angelegt.

Einer dieser Namen lautet „Sunda Hejo“. Sunda beschreibt den westlichen Teil Javas. Einst ein stolzes Königreich, bevor die holländischen Kolonialherren kamen. „Hejo“ wiederum bedeutet immergrün. Zusammengesetzt ist es der Name, den sich die lokalen Kaffeekooperativen (Kaffee Java Preanger Arabica) gegeben haben. Immergrünes Sunda beschreibt nicht nur die Landschaft, sondern auch die Art des Kaffeeanbaus – organisch, ohne jegliche Pestizide und Kunstdünger. Komplett nachhaltig.


Die Arabica-Kaffeebohnen aus West-Java gehören heute zu den teuersten ihrer Art weltweit. Das liegt am Geschmack. Und auch an der enormen Arbeit und Sorgfalt, die die Bauern dort in ihre Ernten stecken. Dabei ist der Kaffeeanbau für viele absolutes Neuland. Sie müssen jeden Schritt erlernen, machen Fehler, lernen wieder daraus.


Die ersten Kaffeepflanzen kamen mit den Holländern im 17. Jahrhundert. Der fruchtbare Vulkanboden bot sich dafür an. Ab 1712 wurde die Bohne säckeweise in Amsterdam angelandet und Java zum wichtigsten Kaffeelieferanten für das alte Europa. Noch heute sprechen manche bei Arabica-Bohnen auch von Java-Kaffee. Doch dann zerstörte der sogenannte Kaffeerost, eine bis heute gefürchtete Pilzerkrankung, die Plantagen.


Für bald zwei Jahrhunderte blieb Kaffeeanbau auf Java vergessen. Indonesien setzte auf andere Rohstoffe – vor allem Palmöl und Tropenhölzer.

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Doch die sogenannte Asienkrise bewirkt ein Umdenken: Jede neue – oder eben auch alte – Geschäftsidee ist willkommen. Ab 2003 wird der Kaffeeanbau von lokalen Kooperativen eingeführt. Im sogenannten Ciwidey-Kluster südlich der Provinzstadt Bandung sind es aktuell rund 650 Farmer, im nahegelegenen Garut-Kluster weitere 360 Farmer. Jeder von ihnen wirtschaftet nach dem Nespresso AAA-Nachhaltigkeitsprogramm. Die bewirtschafteten Flächen sind sehr klein, meist nur 1,5 bis zwei Hektar groß. Die größten Farmen haben 2,5 Hektar. Die Ernten fallen deshalb im Weltmarkt-Vergleich entsprechend klein aus. Zusammenarbeit ist nicht nur klug, sondern notwendig. Das Land haben die Bauern zumeist vom Staat erhalten – das ehemalige Kolonial- und heutige Staatsland, das für 35 Jahre an die Bauern verpachtet ist. Diese werden so zu aktiven Umweltschützern.


Kaffeeanbau bedeutet vor allem eins: Handarbeit. Vom Pflanzen der Setzlinge über das Anlegen von Regenrinnen bis zur Ernte. Dann beginnt das Handverlesen – zuerst der Kirschen, dann immer wieder der Bohnen. Von einem Kilo Kaffeekirschen vom Strauch verbleiben am Ende vielleicht 70 bis 100 Gramm Kaffeebohnen. Im besten Fall sind das dann sogenannte „Screen 16“- oder „Screen 17“-Bohnen. Das sind die mit perfekter Form, Farbe und Geschmack.


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