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Der Nachhaltigkeitsmanager

Der Farmer
14. Juni 2017

Manu Jindal, Sustainability Project Manager bei Nespresso, macht eine ganz einfache Gleichung auf: Nachhaltigkeit braucht gegenseitiges Vertrauen. Und Vertrauen braucht Zeit. „Wir müssen uns langfristig und intensiv um die Farmer bemühen. Schon aus Eigeninteresse.“ Denn bei Nespresso will man die beste Qualität haben, einen gleichbleibenden Geschmack und das gleiche Profil, wie es der Kaffeeexperte nennt. Dafür braucht es eine Qualitätskontrolle entlang der gesamten Wertschöpfungskette und am Ende den direkten Draht zu den Bauern. Nur wenn es den Lieferanten gut geht, geht es auf Dauer auch den großen Konzernen gut. Das ist keine moralische Erkenntnis, sondern eine pragmatische.

„Es geht hier vor allem um Würde“, sagt Manu. Die Bauern wollen als selbstständige Kaufleute anerkannt und wertgeschätzt werden. Sie schuften das ganze Jahr auf den Feldern und am Ende wollen sie nicht einfach nur die Ernte „abliefern“, sondern sie wollen auch Anerkennung und Respekt, sowie das Gefühl von Sicherheit. „Vor allem 2017 war mit dem Totalausfall der Ernte sehr schwer“, erzählt Manu. Ein ganzes Jahreseinkommen blieb aus. Und für viele oft auch die Kunden. „Es war extrem wichtig, bei den Leuten zu bleiben, mit ihnen Kontakt zu halten und zu zeigen, dass sie weiterhin auf uns als Abnehmer zählen können.“ Das sei neben all den Ängsten um die Ernte ein wichtiger Punkt für die Bauern: Habe ich auch nächstes Jahr noch Käufer für meinen Kaffee? Kann ich mich auf meine bisherigen Abnehmer verlassen? Oder muss ich irgendwie schauen, dass ich an neue Vertriebswege komme? Für die Bauern in den entlegenen Dörfern ist das alles andere als einfach.


„Es geht hier vor allem um Würde“

Dabei legen Firmen wie Nespresso oder Olam Wert darauf, dass die Bauern selbstständig und nicht scheinselbstständig sind. Das heißt, sie nehmen zwar an kostenlosen Hilfsprogrammen und Schulungen teil, aber die Entscheidung, an wen sie letztendlich die Ernte verkaufen, trifft der Bauer allein. In der Praxis entscheiden die Bauern immer nach dem Preis – der, der am meisten zahlt, bekommt die Kaffeebohnen. Und hier lässt sich Nespresso bei entsprechender Qualität nicht lumpen. Die Einkaufspreise sind hoch. Die Verkaufspreise später im Laden und Handel ja bekanntlich auch.


Manu Jindal erzählt, dass der neue Fokus im Nachhaltigkeitsmanagement dabei weggeht vom klassischen 1:1-Dialog mit den Vertragspartnern hin zu einem Dialog mit den Dorfgemeinschaften und deren Mikrobeziehungen. Es geht also nicht mehr allein darum, dass der einzelne Bauer gefördert wird, sondern auch dessen Umfeld. Denn sonst werden die Konflikte im Kleinen, also vor Ort, reproduziert. Der einzelne Kaffeebauer wird vergleichsweise reich und erfolgreich, die anderen im Dorf nicht. Es entsteht Neid. Und aus Neid wird schnell Streit.