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Der Lehrer

Der Naturschützer
14. Juni 2017

José Henao ist Kolumbianer und damit praktisch „mit Kaffee im Blut“ geboren. In keinem anderen Land der Welt, außer vielleicht noch in Mittelamerika, gibt es eine so lange und gepflegte Tradition des Kaffeeanbaus. Einem Kolumbianer kann man bei Kaffee so schnell nicht Neues mehr beibringen. Aber sie sind im Umkehrschluss gute Kaffeelehrer: Im Januar des jeweiligen Jahres legen er und sein AAA-Team (→ Programm) die Jahresplanung fest. Was muss wann auf den Feldern passieren? Daraufhin verteilen sie Monatspläne an die Bauern der Kooperativen und planen die Schulungstermine. „Du musst das ganze Jahr vor Ort präsent sein und bereit sein, jederzeit einzugreifen, um Rat und Lösungen anzubieten“, sagt José Henao.

Und diesen Rat brauchen die Sunda Hejo-Farmer dringend. Alle sind nämlich totale Autodidakten, die den Kaffeeanbau von der Pike auf erlernen und dabei immer wieder Lehrgeld zahlen. Für José Henao heißt das, immer wieder die Grundlagen erklären, um Anfängerfehler zu vermeiden. Am Anfang, so erzählt er, haben die Farmer einfach wahllos alle Kaffeekirschen am Strauch geerntet – ca. 30 bis 40 Prozent davon waren aber noch grün und damit für die Weiterverarbeitung wertlos. Kaffeekirschen reifen nach dem Pflücken nicht nach wie anderes Obst und Gemüse. Für die Farmer bedeuten geerntete, grüne Kirschen verlorenes Geld.


Die Mitglieder der Kooperativen ernten heute gemeinsam auf den Farmen der anderen. Die Ernte gehört jedem Einzelnen, aber zusammen geht es schneller und leichter. Danach geht die Ernte per Jeep oder mit dem Motorrad zur sogenannten Wet Mill (Nassmühle). Dort wird zunächst gewogen – das ist wichtig für den Lohn jedes Einzelnen. Dann werden die Ernten zusammengeführt, um die Kirschen zu entkernen und die Rohbohnen zu trocknen. Die Lagerung in Säcken erfolgt im sogenannten „Shelter“.


Solche gemeinschaftlich aufgebauten Lager und Mühlen sind ganz typisch für West-Java. Für die Bauern ist ein genossenschaftlicher Ansatz nicht nur eine Frage der Einstellung, sondern auch kaufmännisch gedacht. Gemeinsam ist ihre Ernte größer und sie können diese Karte beim Verkauf ausspielen. Dass es die Menge macht, haben alle Farmer auch vorher schon beim Gemüseanbau gelernt. Außerdem könnten sich die Kleinbauern eigene Strukturen eh nicht leisten.

Auch die Kaffeekonzerne sehen diesen Ansatz gern. „Man kann beim Kaffeeanbau viel falsch machen“, erklärt Mitch Monaghan, Coffee Ambassador bei Nespresso Australia. „Selbst die beste Bohne kann durch falsche Behandlung oder Lagerung leicht ruiniert werden.“ Weniger Mühlen, weniger Lager bedeuten auch weniger Fehlerquellen, und diese lassen sich zudem besser kontrollieren und dadurch lässt sich wiederum die Qualität steuern.

Auch ökologisch sind gemeinschaftliche Nassmühlen sinnvoll. Kaffeeanbau ist wasserintensiv – vor allem in den Mühlen ist der Verbrauch oft immens. Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten ist Wasserverbrauch eine kritische Größe. In den gemeinschaftlichen Mühlen auf Java wird das sehr gut gelöst – in Kolumbien braucht es 40 Liter Wasser pro Kilogramm Kirsche, erzählt José. Hier im Ciwidey-Kluster kommt man mit nur einem Liter pro Kilogramm aus. Dafür bedarf es aber mehr Handarbeit beim Waschen und Sortieren. Aber Arbeitskraft ist billig auf Java.

Sunda Processing, Grafik: Olam
Die einzelnen Schritte der Kaffeeproduktion in einer anschaulichen Infografik. Quelle: Olam